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Publikationen

ODI im Gespräch Schlaues Kerlchen


Berliner Zeitung
vom 24. April ´96
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Auf den Spuren des blinden Huhns

Der PC als Alternative zum Vorlesungssaal:
Tele-Spiele für eine Verbesserung der Lehre.

Sigrid Krause sitzt vor einem großen Computerbildschirm. Mit jedem Mausklick öffnet sie neue Fenster: Mal erscheint eine bunte Grafik, es ertönt eine Stimme aus dem Lautsprecher des Rechners oder es laufen ganze Videosequenzen ab."Man kommt so durch", meint die angehende übersetzerin von der Humboldt-Universität. So richtig überzeugt klingt das noch nicht. Sigrid Krause ist das neue Mitglied im Team des Wirtschaftswissenschaftlichen Rechenzentrums (WRZ) der FU Berlin. Seit Oktober 1994 arbeitet hier eine Handvoll Experten unter der Leitung von Nicolas Apostolopoulos an der Entwicklung einer Multimedia-Anwendung im Bereich Tele-Teaching. Bei dieser Art des "Fern-Unterrichts" sind Lehrer und Lernende weder zeitlich noch räumlich aufeinander angewiesen. Im Mai wird Professor Michael Kleinaltenkamp diese Fern-Lehreinheit zum ersten Mal in einem Seminar praktisch einsetzen. Eine Premiere, bei der FU-Studenten dabeisein werden. Der Dozent erkennt in der neuen Unterrichtsart ein "Substitut der alten Lehrform" und plant den Einsatz künftig auch im BWL-Hauptstudium. Seminar und Software behandeln ein Thema aus dem Marketing: die Diffusionstheorie. Dabei geht es um die Verbreitung innovativer Produkte; das entsprechende Computerprogramm funktioniert wie ein Rollenspiel. Der Student übernimmt die Funktion von "Mary", einer fiktiven, digitalen Marketingexpertin. Marys Aufgabe ist es, die Marktchancen von neuen, blindmachenden Hühnerkontaktlinsen zu bewerten. Hintergrund: Auf riesigen, amerikanischen Geflügelfarmen ist der Verlust von Hühnern durch Hackordnung und streßbedingten Kannibalismus besonders hoch. Blinde Hühner aber sollen weit weniger aggressiv sein als andere. Per Video lernt man die Hauptpersonen der Geschichte kennen und entwickelt dann eine Strategie unter marktwirtschaftlichen Bedingungen: übermächtige Konkurrenten sind dabei ebenso zu berücksichtigen wie uneinsichtige Hühnerbarone und empörte Tierschützer. Wie im richtigen Leben eben. Hat man sich für ein regionales Testgebiet entschieden, reichen objektive Argumente allein selten aus, zukünftige Kunden zu überzeugen. Die Hühnerfarm-Lektion ist mit anderen Anwendungen verbunden - etwa mit einem Internet-Zugang, über den man weltweit nach den neuesten Erkenntnissen zur Diffusionstheorie suchen kann. Der größte Vorteil gegenüber der normalen Uni-Veranstaltung jedoch ist: Jeder kann den individuellen Bedürfnissen entsprechend teilnehmen. Es gibt keine vorgeschriebene Gliederung, kein Zeitlimit pro Aufgabe, und jede Information ist beliebig oft abrufbar. Das komplette Programm ist rund 610 Megabyte groß und paßt bequem auf eine CD-ROM.DIALECT, so der Name der Tele-Truppe, ist ein Drittmittelprogramm, das mit Bundesmitteln finanziert wird. Auftraggeber ist der Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN).Es ist "das einzige Projekt an der Freien Universität im Bereich Tele-Teaching", sagt Marcus Pattloch vom DFN-Verein. Der Verein unterstützt kostengünstige Anschlüsse für Schulen, Bibliotheken und wissenschaftliche Einrichtungen jeder Art. Theoretisch kann also jeder, der Zugang zu diesem Netz bekommt, die Blinde-Huhn-Lektion mit seinem Computer vom Berliner Server abrufen."Unser Ziel war, die Erstellung digitaler Lehreinheiten nutzbar für die Studenten zu machen", betont WRZ-Mitarbeiter Albert Geukes. Im Klartext: Der Computer ergänzt oder ersetzt die Vorlesung. Die Hühner-Lektion ist der Prototyp. Doch das Beispiel des blinden Huhns weist den Weg. Bei den Wirtschaftswissenschaftlern an der FU, so Kleinaltenkamp, gebe es bereits überlegungen, die gesamte Rechnungswesenausbildung im Grundstudium als Multimedia-Paket zu konzipieren.
Mark Renner


Tagesspiegel
vom 27. Aug.´96
Nr. 15727
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Kontaktlinsen für Hühner

Multimedia an den Universitäten:
Digitale Lektionen bei den FU-Wirtschaftswissenschaftlern.

Jeder kennt das: Die Vorlesung ist gut besucht. Alle Plätze sind belegt, und die Nachzügler haben auf den Gängen Platz genommen. Die Luft ist schlecht und so knapp, daß manchem Studenten die Augen zufallen. Davon völlig unbeeindruckt, jongliert der Professor am Rednerpult in atemberaubender Geschwindigkeit mit Overhead- Folien. Eine alltägliche Situation am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Berlin. Damit aber trotz überfüllter Vorlesungen bei den Studenten etwas "hängen bleibt", werden hier neue Wege beschritten. Ein Multimedia-Projekt, getauft "Dialect", soll den Studenten helfen, die theoretischen Ansätze durch praktisches Feedback zu erweitern. Die digitalen Lektionen, von Eingeweihten auch "Digital Interactive Lectures in Higher Education" genannt, werden unter der Federführung von Nicolas Apostolopoulos und Albert Geukes entwickelt. Da das Rechenzentrum des Fachbereichs seinen Bestand in den letzten Jahren im Hinblick auf die Multimediatechnologie ausgebaut hat, steht inzwischen die notwendige Rechnerleistung für das Projekt zur Verfügung. Jetzt stellt sich die Frage, wie Multimedia-Anwendungen die Lehre verbessern können und inwieweit sich andere Medien in Lerneinheiten integrieren lassen. Apostolopoulos ist sicher, "daß Visualisierungstechniken wie Foto, Video und Graphik beim Verständnis von abstrakten Zusammenhängen sehr hilfreich sind". Die digitalen Lektionen entsprechen etwa einem Rollenspiel auf dem Computer: Grundlage ist ein Fallbeispiel aus der Wirtschaftswissenschaft, das in den 60er jahren an der Harvard Business School erdacht wurde. Der Student soll für eine Firma namens Optical Distortion Inc. ein innovatives Produkt auf den Markt bringen: Kontaktlinsen für Hühner. So blödsinnig sich das Beispiel auch anhören mag, es ist authentisch und beinhaltet alle Probleme, die der Student nach dem Abschluß meistern muß. Eine digitalisierte Videosequenz führt den Lernenden als Marketingberater in das Unternehmen ein - so soll ein persönlicher Bezug hergestellt werden. Nach dieser visuellen Einführung findet er sich in seinem Büro wieder: einer Benutzeroberfläche mit allen zur Lösung der Aufgabe notwendigen Utensilien wie Statistikberechnung, Marktanalysen und Kommunikationswerkzeuge. Hierhin kann immer wieder zurückgekehrt werden, genauso wie Audio-/Videosequenzen beliebig oft widerholbar sind. Hilfestellung leisten zusätzlich Videoeinspielungen, in denen andere Personen ihre Meinung zu dem Produkt äußern: eine Tierschützerin, ein Züchter oder am Ende der Lektion Professoren des Fachbereichs in einer auf Video aufgezeichneten und digitalisierten Diskussion. Die Ergebnisse der Arbeit werden dann abgespeichert und online zum betreuenden Professor verschickt, der sie auswertet und umgehend zurücksendet. Soweit die Theorie. In der Praxis waren immense Probleme zu bewältigen, denn die fertige Software soll auf jedem handelsüblichen und multimediatauglichen PC laufen, nicht nur auf High-End-Computern. "Wir haben unsere Ansprüche an die Qualität der optischen Darstellung, zum Beispiel der Videosequenzen, sehr hoch geschraubt, weil kein Student auf einen winzigen Bildausschnitt starrt, der nach fünf Minuten Kopfschmerzen verursacht", sagt Projektleiter Apostolopoulos. "Die hohe Qualität brachte uns aber wiederum enorme Probleme mit dem Speicherplatz." Er ist froh, diese Hürden gemeistert zu haben. Auch die ersten Tests hat das Programm schon hinter sich. über Internet wird es dennoch zunächst nicht zugänglich sein, da der Umfang dank Video- und Audiosequenzen immer noch enorm ist. Vorstellbar wäre, daß die Professoren die digitalen Lektionen als CD-ROM, begleitend zu ihren Vorlesungen, aushändigen - jedenfalls an die Studenten, die auch das nötige technische Equipment zu Hause haben.
Alexander Königs


DFN-Mitteilungen
März´96 / Heft Nr.40
DFN-Titelseite
"TeleTeaching"
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"TeleTeaching"
DIALEKT - Digitale Ineraktive Lektionen in der Studentenausbildung

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"TeleTeaching"
DIALEKT - Digitale Ineraktive Lektionen in der Studentenausbildung

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